Auf diesen Flächen wird die Saat ausgetragen.
Dass die Vielfalt von Insekten bedroht ist, dürfte stärker als je zuvor im öffentlichen Bewusstsein angekommen sein. Entscheidend ist aber, wirksam zu handeln. Damit das in Hannover geschieht, wurde im Oktober 2020 das „Insektenbündnis Hannover“ gegründet. Zweck ist, die Lebensräume für Schmetterlinge, Bienen, Schwebfliegen, Käfer und andere Insekten im Stadtgebiet zu verbessern. Die Spanne der am Gründungstreffen beteiligten Organisationen umfasst die in Hannover aktiven Umwelt- und Naturschutzorganisationen, die Imker, die Kleingärtner, das Landvolk, die Universität und nicht zuletzt die Landeshauptstadt, die sich in der gemeinsamen Deklaration verpflichtet, bei allen Maßnahmen zur Erreichung der Ziele vorbildlich voranzugehen.
Diese angepeilten Maßnahmen reichen von A wie Aufbau eines Biotopverbunds bis W wie wissenschaftliche Begleitung. Im Dezember beschloss der hannoversche Rat einstimmig und mit sehr anerkennenden Worten den Beitritt zum Bündnis. Ein besonderer Fokus soll bei Verbesserungen in den kommunalen Grünflächen der Stadt Hannover für Insekten, einheimische Wildpflanzen und insgesamt ihrer Artenvielfalt liegen.
Zwar gab es hier schon auf sehr vielen Flächen seit längerem eine Abkehr von dauernd abrasierten Scherrasen. Aber noch immer ist eine komplette Mahd auf einen Schlag oft üblich. Dadurch haben die Insekten keine Entwicklungs- und Ausweichmöglichkeiten. Besser ergeht es ihnen, wenn bei jedem Schnitt wechselnde, ungemähte Bereiche stehen bleiben. Auch wird das gemähte Gras überwiegend auf den Flächen liegen gelassen, wodurch Wiesenblumen ersticken und wenige wuchskräftige Grasarten alles dominieren. Viele Grünflächen sind durch diese Flächenbehandlung oder auch von jeher außerordentlich artenarm, was sich in der Regel nur noch durch Einsaaten von (zertifiziertem, regionalem) Wildpflanzensaatgut ändern lässt. Auch landwirtschaftliche Flächen in den Landschaftsräumen am Stadtrand, die als Ersatzmaßnahme für Lebensraumzerstörungen durch Bebauung zu wertvollen Blumenwiesen entwickelt werden sollten, bestehen oft fast nur aus wenigen Wirtschaftsgräsern.
Neben dieser sukzessiven botanischen Aufwertung aller geeigneten öffentlichen Flächen z. B. in den Grünzügen im Stadtgebiet soll auch die Stadtgesellschaft mit ihren privaten Flächen (Firmengelände, Privatgärten, Kleingärten, Abstandsgrün zwischen Wohnhäusern u.a.) für den Insektenschutz und die Anlage von „Naturgärten“ begeistert und inspiriert werden. Dazu sollen verteilt über das Stadtgebiet „Inspirationsgärten“ geschaffen werden, die zeigen, dass „Natur-Erlebnis-Flächen“ mit reichhaltigen Lebensraumstrukturen und einheimischen Wildblumen und -gehölzen nicht nur den Insekten, sondern auch den Menschen in Hannover gut tun…zur Erholung, zur Abkühlung, zur Luftbefeuchtung, zur Staubfilterung… und nicht zuletzt zum Beobachten der lebendigen Vielfalt.
Der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün wird mit ehrenamtlicher Unterstützung der Naturschutzverbände bereits in diesem Jahr auf mehreren Flächen mit der Umwandlung und Aufwertung beginnen. Eine erste Auftaktveranstaltung findet in Kürze mit dem Oberbürgermeister in einer Grünverbindung im Heideviertel statt, die der NABU zusammen mit dem Kleingartenverein HeideKamp e.V. einsäen wird.
Karola Herrmann, NABU